Mein Name ist Manfred Hassebrauck. Ich bin Professor für Sozialpsychologie an der Bergischen Universität Wuppertal und berate LoveScout24 bei der Weiterentwicklung des hochwertigen Angebots. Einmal im Monat berichte ich Ihnen in meiner Kolumne direkt über meine Forschungen zum Thema Paarbeziehungen. Spannend, verständlich und anwendbar. Diesen Monat habe ich mich mit diesem Thema beschäftigt: «Wenn der Funke (nicht) überspringt.»
Wer kennt das nicht – Sie lernen jemanden kennen und eigentlich stimmt alles: Er oder sie ist nett und humorvoll, sieht gut aus, Sie können sich gut unterhalten, und in Ihren Einstellungen stimmen Sie auch überein. Dennoch springt der Funke nicht über, es fehlt das „Kribbeln im Bauch“. Trotz bester Voraussetzungen können Sie sich in diese Person nicht verlieben. Als guter Freund oder gute Freundin käme er oder sie schon infrage, aber als Liebespartner beim besten Willen nicht. Was läuft da schief?
Die Chemie der Liebe
Das Rätsel des Verliebens versuchten schon viele Forscher zu lüften. Das Zusammenspiel von „Chemie und Seele“ hierbei ist für viele zunächst eine unromantische Vorstellung, für die Wissenschaft führte jedoch gerade die Erforschung biochemischer Prozesse im Körper zu neuen Erkenntnissen. Insbesondere sind es vier kleine Hirnregionen, denen wir das schönste aller Gefühle – das Verliebtsein – verdanken. Gehirnregionen, die generell mit Glücksgefühlen in Verbindung stehen und die für die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin und Endorphin verantwortlich sind.
Verliebtsein ist ein komplizierter psychologischer Vorgang
Endorphin ist eine dem Morphium ähnliche Substanz. Sie löst Euphorie aus und lindert Schmerz. Das Aktivierungsniveau ist gesteigert, Schlafbedürfnis und Appetit sinken. Durch Dopamin wird die sexuelle Erregbarkeit erhöht, und das ebenfalls vom Körper produzierte Phenylethylamin führt nach neuesten Erkenntnissen zu den viel zitierten „Schmetterlingen im Bauch“. Ähnlich wie bei einer Zwangsstörung sinken die Serotoninwerte im Blut, was die Fixierung auf das begehrte Objekt erklärt. Doch Chemie allein reicht nicht. Bei all diesen chemischen Vorgängen im Körper sind wir nicht- wie uns manchmal suggeriert wird – deswegen verliebt, weil diese Stoffe plötzlich vorhanden sind. Würde man Ihnen einen Liebestrank mit einigen dieser Zutaten verabreichen, hätte dies wenig Sinn. Sie hätten einfach nur gute Laune und das Gefühl, Berge versetzen zu können, – verliebt wären Sie nicht. Verliebt sein ist ein komplizierter psychologischer Vorgang und entsteht aus dem Zusammenspiel der prinzipiellen Bereitschaft, sich zu verlieben, physiologischer Erregung und einer Person, die wir als Ursache für diesen Erregungszustand ansehen. Eine Person kann aus unterschiedlichsten Gründen einen sinnlichen Reiz auf Sie ausüben, vielleicht durch einen angenehmen Duft, den sie trägt, oder einen hinreißendes Lächeln. Oft sind es auch Zufälle, die zum Verlieben beitragen, zum Beispiel wenn Sie eine Person in einer ganz neuen Situation treffen, in der Sie aus anderen Gründen bereits physiologisch erregt sind. Ein hohes Ausgangsniveau physiologischer Erregung erhöht Ihre Chancen erheblich, sich zu verlieben. Die Erregung kann viele Ursachen haben, etwa ein aufregendes Ereignis, die Freude über eine bestandene Prüfung oder einfach leichte körperliche Anstrengung wie beim Joggen. Solche Umstände können– die passende Person und unsere Bereitschaft zum Verlieben vorausgesetzt – das Verlieben begünstigen. Eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht.
Eine glückliche Beziehung braucht mehr als Verliebtsein
Die Wissenschaft kann trotz der Fortschritte der letzten Jahre allerdings nicht vorhersagen, wer sich in wen verlieben wird. Die Passung zweier Menschen reicht dazu offenbar nicht aus. Wer hat sich nicht schon das ein oder andere Mal, sehr zum eigenen Leid, in eine Person verliebt, die eigentlich nicht passt? Wenn der Funke jedoch übergesprungen ist, Sie schon beim Gedanken an den anderen Herzklopfen bekommen und Ihre Gedanken nur noch um die begehrte Person kreisen, dann kann man durchaus wissenschaftlich begründete Vorhersagen über die Zukunft der Beziehung machen. Und diese überraschen nicht: Verliebte, die zueinander passen, haben viel günstigere Voraussetzungen für eine lang anhaltende Beziehung als solche, die nicht zu einander passen. Der emotionale Ausnahmezustand ist irgendwann vorbei, und dann sind es andere Dinge, die ein Paar tatsächlich glücklich werden lässt.